Thesenpapier des Lenkungsausschusses nimmt Anregungen von Willkommen in Löbtau auf
„Machen wir die richtigen Dinge und machen wir die Dinge richtig?“
Diese Frage steht als Hauptüberschrift über einem Thesenpapier des Dresdner Lenkungsausschusses zur Integration von Zugewanderten in den Arbeitsmarkt unter Federführung von Oberbürgermeister Dirk Hilbert.
Seit dem Frühjahr 2017 haben Mitglieder unserer Initiative „Willkommen in Löbtau“ in verschiedensten Gesprächen und schriftlichen Kontakten versucht, die Qualität der Sprachkurse für Geflüchtete zu hinterfragen. Grund hierfür waren Beobachtungen, dass kaum mehr als 50% der Kursteilnehmer die entsprechenden Prüfungen im ersten Anlauf schaffen. Wir kontaktierten die Bildungskoordinatoren der Stadt Dresden, suchten das Gespräch mit dem Jugendmigrationsdienst der Caritas und wandten uns auch direkt an das BAMF, welches zumeist Träger der Deutsch-Kurse ist. Gleichzeitig wurde eine Umfrage an andere Flüchtlingsinitiativen vorbereitet, wie dort die Erfahrungen sind.
Damit haben wir anscheinend eines der Hauptprobleme angesprochen, warum die Eingliederung von Geflüchteten in den deutschen Arbeitsmarkt nur sehr schwer in Gang kommt (Auszüge):
- Integrationskurse schließen nicht mit dem Niveau für die Einzelnen ab, auf dem ein Integrationsprozess aufbauen kann und Anschlussmaßnahmen wirken können.
- Das erlernte Sprachniveau und die schulischen Kenntnisse erfüllen bei vielen Absolventen und Absolventinnen von Integrationskursen tatsächlich nicht die Mindestanforderungen für eine berufliche Qualifizierung oder Tätigkeit.
- Die am Arbeitsmarkt angebotenen Helfertätigkeiten sind für eine dauerhafte Integration nicht ausreichend und bieten keine lebenslange Perspektive. Am Arbeitsmarkt werden vorrangig Fachkräfte gesucht.
Das Thesenpapier wurde in der Sitzung des Lenkungsausschusses für Integration in Arbeit und Ausbildung am 12.07.2017 bestätigt. Wermutstropfen: „Die im Thesenpapier aufgestellten Aussagen und Forderungen zur Sprachförderung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge werden von dort nicht bestätigt.“
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Am 26. Oktober fand im Dresdner Rathaus eine Informationsveranstaltung „Deutsch lernen in Dresden“ statt. Auch hier waren wieder Mitglieder von „Willkommen in Löbtau“ dabei. In erster Linie nutzten Lehrer für Deutsch als Fremdsprache (DaZ) das Podium, um ihre Probleme mit übervollen oder inhomogenen Klassen anzusprechen. Das Eingangsreferat von Ann-Kathrin Kobelt (TU Dresden, Zentrum für Integrationsstudien) führte zu der Schlussfolgerung, dass mit der bisherigen Qualität der Sprachvermittlung eine Integration von Geflüchteten eher nicht befördert wird.
Wir als „Willkommen in Löbtau“ brachten auch hier die Probleme bei den (Jugend-)Integrationskursen zur Sprache. Insgesamt ließ sich recht viel angestauter Frust bei der Veranstaltung beobachten. Für Verwunderung sorgte Susanne von Bebenburg-Jungbluth, die als Regionalkoordinatorin beim BAMF in Chemnitz arbeitet. Sie verwies darauf, dass die Regeln vom BAMF vorgegeben seien und sie darauf keinen Einfluss habe. Desweiteren seien die für den Jugendintergrationskurs geltenden Regeln nur Richtlinien und keinesfalls bindend für die entsprechenden Kursträger.
Marcus Oertel, Bildungskoordinator für Neuzugewanderte / Erwachsenenbildung und Organisator von „Deutsch lernen in Dresden“ hat zugesagt, eine Zusammenfassung dieser Veranstaltung an alle Teilnehmer zu verschicken. „Die Veranstaltung hat mir nochmal gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir mit allen Akteuren im Gespräch bleiben, um die richtigen Entscheidungen vorzubereiten, damit die vielfältigen Herausforderungen bewältigt werden. Obwohl ja auch schon viel erreicht wurde, gibt es permanent viel zu tun, zum Beispiel zum Thema Qualität in Sprachkursen. Hier bleiben wir auch weiterhin ansprechbar.“
Im Namen der vielen von uns betreuten Geflüchteten freuen wir uns, dass wir Bewegung in ein wichtiges Problem gebracht haben, welches jetzt hoffentlich recht zügig von den politisch Verantwortlichen gelöst wird.
Sibylle und Heiko Frey