Internationale Fahrraddemonstration durch Löbtau und Gorbitz
Mit einer Fahrraddemonstration haben am 18.6.2016 etwa 80 Teilnehmende sichere Fluchtwege für Schutzsuchende und ein Ende der europäischen Abschottungspolitik gefordert. Unter dem Motto „Rides and Rights for Refugees“ starteten sie auf der Columbusstraße und fuhren zur Zwischenkundgebung nach Gorbitz. Dort forderten sie die Anerkennung ausländischer Ausbildungen, das Ende von 1-Euro-Jobs und die Abschaffung der Residenzpflicht. Die Teilnehmenden kamen aus Syrien, Eritrea, Marokko und Deutschland.
Bei der Zwischenkundgebung am Amalie-Dietrich-Platz forderten Vertreter des Internationalistischen Zentrums (IZ) Dresden ein würdiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe für Schutzsuchende in Deutschland. „Wir fordern Gleichstellung der Arbeit und Ausbildung der MigrantInnen, das Recht zu arbeiten und sich in Deutschland von Anfang an frei zu bewegen“, hieß es in dem Redebeitrag, der auf Arabisch und Deutsch verlesen wurde. Ein Sprecher des IZ kritisierte 1-Euro-Jobs für Geflüchtete, sowie für Menschen, die in Deutschland geboren sind. „In diesen Jobs gibt es keine Ausbildung für die Menschen, nur einen lächerlichen Pseudolohn und Monotonie. Die Menschen werden als billige Arbeitskräfte ausgebeutet.“
Mit dem Fahrradkorso machten die Radfahrenden auf die Rechte geflüchteter Menschen aufmerksam. Seit Ende 2014 setzt sich das nachbarschaftliche Netzwerk Willkommen in Löbtau neu ankommende Nachbarn und lebt eine Willkommenskultur. Die Politik auf Bundesebene jedoch schränkt die Rechte von Asylsuchenden mit den Beschlüssen des Asylpaket I und II weiter ein, Europa schottet sich ab und fliehende Menschen müssen lebensgefährliche Wege nehmen auf der Suche nach Sicherheit in der EU. Allein in diesem Jahr sind bisher 3000 Menschen im Mittelmeer ertrunken. Mit Parolen wie „Um Europa keine Mauer – Bleiberecht für alle und auf Dauer!“ kritisierten die Radfahrer diese Entwicklungen lautstark.
Ein Sprecher der Gruppe Dresden Postkolonial verwies auf die historischen Zusammenhänge, die bei aktuellen Migrationsbewegungen zum Tragen kommen. „Die Grenzen, über die Menschen heute fliehen müssen, wurden größtenteils gewaltvoll von EuropäerInnen im Zuge des Kolonialismus geschaffen“, so der Sprecher. „Sie sind Zeugnisse einer blutigen Epoche, die sich bis heute auf die globalen Machtverhältnisse auswirkt.“ So könne ein Mensch mit deutschem Pass ohne Visum nach Tunesien reisen und sich dort frei bewegen, während die Menschen von dort sich auf eine lebensbedrohliche Reise machen müssten und in Deutschland in Heime oder Lager gesteckt würden.
Mit lautem Klingeln fuhr die Demonstration von Gorbitz zurück nach Löbtau, vorbei am Übergangswohnheim an der Tharandter Straße, dessen Bewohner die Radfahrer aus ihren Fenstern begrüßten. Die Demonstration endete nach etwa einer Stunde in Altlöbtau.