Großes Interesse in Löbtau an Dialog mit Politik und Flüchtlingen

Am 28. Januar 2015 folgten etwa 350 ZuhörerInnen der Einladung des Netzwerks „Willkommen in Löbtau“ zur Podiumsdiskussion „Geflüchtete in Löbtau – eine Herausforderung?!“ in die Hoffnungskirche. Damit wollte das Netzwerks, ein Zusammenschluss aus engagierten BürgerInnen, Kirchgemeinden, Vereinen und verschiedenen Parteien, mit alteingesessenen LöbtauerInnen über die Eröffnung eines neuen Übergangsheims im Stadtteil ins Gespräch kommen.

Das Besondere an dem von Dr. Petra Schickert vom Kulturbüro Sachsen und Marko Schmidt vom Sächsischen Flüchtlingsrat moderierten Podium war, dass mit Kassem Taher Saleh jemand zu Wort kam, dessen Familie selbst nach Deutschland geflüchtet ist. Für seine aus dem Irak stammenden Eltern sei die Zeit im Heim noch heute ein unangenehmes Thema.
Dr. Ingrid Blankenburg, Sozialbetreuerin von AsylbewerberInnen, bestätigte die Schwierigkeit, sich in einer wegen Arbeitsverbots erzwungener Untätigkeit zu integrieren, gerade, wenn ein ungewohntes kulturelles Umfeld und beengte Wohnverhältnisse hinzukämen. Interkulturelle Sensibilisierung für alle Seiten sei in diesem Fall essentiell und werde gerade auch von geflüchteten Jungen und Männern positiv aufgenommen.
Marko Schmidt wies auch darauf hin, dass AsylbewerberInnen nur begrenzten Zugang zu medizinischer Versorgung und Sprachkursen haben und dass der Betreuungsschlüssel für Asylbewerberinnen viel zu niedrig sei.
Im Öffentlichen Raum hätten Geflüchtete in letzter Zeit zusätzliche mit vermehrten rassistischen Anfeindungen zu kämpfen, so Dr. Eva-Maria Stange, Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst.
Gisela Merkel-Manzer, Pfarrerin der Hoffnungskirche, seien die beengten Verhältnisse im neuen Heim sehr nahe gegangen, sie sei aber froh darüber, dass sich ca. 350 Menschen an diesem Abend in der Kirche zusammengefunden hätten, die sich mit dieser Thematik beschäftigen.
Die weiteren Gäste, Martin Seidel, Bürgermeister für Soziales, und Christian Behr, Superintendent Dresden-Mitte, wiesen darauf hin, dass Informieren und Dialog von den BürgerInnen bis zur Institutionsebene unabdingbar sei, um ein Miteinander zu ermöglichen.

Um mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen, hatte sich das Löbtauer Netzwerk eine besondere Methode ausgedacht. In kleinen „Murmel“-Gruppen wurden Fragen diskutiert und auf Zettel geschrieben, die anschließend nach Schwerpunkten geordnet, für alle sichtbar angebracht und im Podium beantwortet wurden. Für die Initiative war es überraschend, wie wenig Kontroverse dabei entstand. Dr. Petra Schickert bemerkte dazu, dass solche Veranstaltungen „in anderen Stadtteilen ganz anders ablaufen“.
Die meisten Fragen bezogen sich auf die Sicherheit der Bewohner des Heims, was René Kolodziej, Leiter des Polizeireviers Dresden-West, ebenfalls in Erstaunen versetzte. Sonst werde er immer gefragt, wie Anwohner vor Heimbewohnern geschützt werden. Beruhigend fügte er hinzu, dass die Kriminalität um die anderen Dresdner Heime herum nicht angestiegen sei.

Das Netzwerk hofft nun, dass die Zusammenarbeit mit dem Sozialamt besser funktioniert und dass auch auf Landesebene der „schwierige Lernprozess“, von dem Dr. Eva-Maria Stange sprach, voranschreitet.

An diesem Freitag, 30.01.2015, findet im neuen Übergangswohnheim, Tharandter Straße 8, von 12 – 17 Uhr ein Tag der offenen Tür statt.

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